Shojin-Ryori, die Küche der Zen-Möche, aus der das feine Kaiseki hervorging, ist eine eigentlich sehr einfache Küche. Sie hat im Grunde nur einen einzigen Zweck: den Mönchen die Energie für ihre tägliche Praxis zu geben. Nicht mehr und nicht weniger.
Doch im Zen ist jede Praxis eine Möglichkeit, den Weg zur Erleuchtung zu gehen. Daher ist die Shojin-Küche alles andere als simple. Sie wird vielmehr ganzheitlich gedacht. In ihrer schönsten Form, für Feststage und besondere Gäste, ist sie fein im Geschmack, leicht, gesund, vielfältig und hoch ästhetisch. Und natürlich regional und saisonal. Denn einer ihrer Grundsätze ist es, nichts zu verschwenden.
Die Shojin-Küche beinhaltet all das, was man sich von einer modernen Ernährung wünscht. Dabei ist sie selbst mehr als 1300 Jahre alt und bekommt ihre Einflüsse aus der chinesischen Fünf-Elemente-Lehre und dem indischen Ayurveda. In ähnlicher Form gibt es sie z. B. in China und Korea.
Aber diese Küche kann noch mehr: Als ich vor ein paar Jahren in Kyoto ein Shojin-Essen aß und danach aufstand und in mich hineinspürte, da stieg ein Gefühl des Glücks in mir hoch. Wie das war, das Essen, aus dem das Glück kam, steht hier geschrieben: Shojin essen im Ikkyu.
Und wie es dann weiterging, wie ich versuchte, dieses Glück zu erforschen, steht im neuen Effilee, #44, Frühjahr 2018.